Evangelische Kirche in Horstdorf

Die Evangelische Kiche in Horstdorf
Die Kirche in Horstdorf im Juni 2010

Der erste Kirchenbau in Horstdorf erfolgte 1708 auf Befehl des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau. Damals noch ohne Turm wurde ein einfacher Glockenturm später angebaut, stürtzte allerdings 1835 ein.

Das derzeitige Gebäude wurde 1872 erstmalig und im Dezember 1996 nach Renovierung erneut eingeweiht: Die Kirche in Horstdorf dient heute sowohl als Gotteshaus, als auch als Gemeindezentrum. Viel Wissenswertes zur Kirche aber auch zum Friedhof und Pfarrhaus in Horstdorf finden sich hier.

Geschichte 1714 bis 1869
Die evangelische Kirche in Horstdorf

Auf Befehl des Fürsten Leopold wurde 1708 - 1713 die erste Kirche in Horstdorf errichtet. Das Material stammte aus dem Abbruch der Hospitalkirche (Georgenkirche) in Dessau. Das Gotteshaus war ein schmuckloser, viereckiger Bau mit einfachen Hausfenstern und runden Scheiben. Die Einweihungsfeier fand am 04.März 1714 statt, wobei ein Peter Möbius seine Sohn Johann Georg taufen ließ.
Anfangs hatte die Kirche keinen Turm. Erst später wurde ein nach allen Seiten offenes Holztürmchen aufgesetzt, in der eine Glocke Platz fand. In den Jahren 1753 bis 1800 wurden die Kirchen von Risigk, Schönitz und Gohrau aufgrund der Baufälligkeit der Kirche Riesigk Filial (Nebenkirche) der Horstdorfer Kirche. Obwohl die Kirche bereits 1797 einsturzgefährdet war, wurde 1798 lediglich eine notdürftige Reparatur durchgeführt. Beim Einläuten des Pfingstfestes 1835 stürzte die Glocke jedoch ab und zersprang. Auf Bitten Pfarrer Lippolds trug der Herzog die Kosten des Umgießens in Höhe von 123 Talern und 23 Groschen aus der Erbstempel-Steuerkasse, da die Gemeinde zu arm war. Die neue Glocke mit einem Gewicht von 3,5 Zentnern wurde in Halle von der Firma Becker gegossen. Die Inschrift lautete:

"Verkündet den Bund der Taufe,
ruf uns zu Kirche und Unterricht,
und töne, wenn bei unserm Laufe
der Pilgerstab am Grabe bricht.
Ch. Lippold, Pastor. Heinrich Knauer Kantor.
Fr. Neidigk, Richter.
Gegossen von G.G.G. Becker in Halle 1835"

1844 schreibt Pfarrer Schuhl zur Kirche in Horstdorf: “In ihr vermißt man alles, was zu einem würdigen Gotteshaus gehört, besonders da alle Nachbarorte so schöne Kirchen haben. Nur ein Neubau könnte helfen, aber die Gemeinde ist arm.” Aus einem Bericht des Pfarrers Rolf an das Konsistorium in Dessau vom 14.11.1865 geht hervor, dass der Kirchenbau in einem sehr maroden Zustand war. In diesem Bericht schreibt er: " ... als von der Mitternachtsseite her zwei mächtige Windstöße erfolgten und den auf dieser Seite liegenden Glockenturm erfassten und mit solcher Wuth und Macht schüttelten, daß die ganze Kirche davon erbebte, in bedeutende Schwankung gerieht und in das brausende Heulen des Sturmwindes ein mächtiges Erkrachen und Geächz des Gebälkes unheimlich sich mischten. ... aller Augen waren vorzugsweise nach dem gebrochenen Stützbalken, der den für die leichte bewegliche Kirche viel zu schweren Glockenthurm tragen soll, gerichtet und erwarteten wohl, daß dieser jeden Augenblick vollends zusammenbrechen werde. ..." Das Konsistorium beauftragte, wohl auch auf dieses Schreiben hin, im Juni 1868 den herzoglichen Baumeister Adolf Bürkner (1824 - 1898) mit dem Entwurf eines Kirchenneubaues.

Geschichte 1872 bis 1990

Brückner begann mit der Planung im Juni 1868 umgehend mit der Planung und der Erstellung eines Kostenangebotes. Aus einem Schreiben des herzoglichen Konsistoriums vom 11.08.1868 geht hervor, dass die ursprünglich veranschlagten Kosten zu hoch seien und der neue Entwurf: " ... daß dasselbe möglichst einfach zu halten ist und die Zahl der Sitzplätze auf 350 beschränkt, von der Anlage von Seitenemporen aber alsdann abgesehen werden kann, wenn durch deren Weglassung die Kosten sich mindern ..." Am 28.09.1869 informiert Bürkner den Pfarrer Rolf, dass die Genehmigung zur Schließung der baufälligen Kirche gegeben wurde, worauf die Gottesdienste bis zur Fertigstellung des Neubaus in Riesigk abgehalten wurden.

In den Jahren 1870 bis 1872 wurde der Neubau der Kirche realisiert. Es entstand ein einschiffiger Backsteinbau mit romanischen Formen. Das Kirchenschiff besitzt ein hölzernes Tonnengewölbe und über dem Chor erstreckt sich eine halb eingewölbte Kuppel. Die einfach gestaltete dreischiffige Hallenkirche verfügt über eine Holzempore, einen kleinen Apsis, indem sich der Altar befindet, und einen quadratischen Kirchturm mit einem achteckigen Aufsatz und einem achtseitigen Helm. In dieser Zeit erhielt die Kirche zusätzlich zur bereits vorhandenen Glocke von 4 Zentner Gewicht mit dem Ton H eine neue große Glocke von 7 Zentner Gewicht mit dem Ton Gis. Die Einweihung wurde im Frühjahr 1872 gefeiert. Von den Baukosten in Höhe von 33.000 Mark hatte die Gemeinde 11.000 Mark zu tragen. In der DDR war der eigentliche Kirchenraum dem Verfall preisgegeben worden und wurde ab 1972 als Lagerraum durch eine Möbelfirma genutzt.

Geschichte 1990 bis Heute
Kirche in Horstdorf

Im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme begann am 01.04.1995 die Sanierung der Kirche. Während der Sanierung wurde an einer Turmecke Hausschwamm entdeckt, wodurch die Kosten letztendlich auf 145.000 DM anwuchsen. Mit vielen Spenden, auch von Nichtgemeindemitgliedern, und einem großen Anteil eigener Mitarbeit durch die Gemeinde konnte die Kirche wiederhergestellt und im Dezember 1996 erneut eingeweiht werden. Das von der Bauklempnerei Mucha aus Oraniebaum gefertigte kupferne Kreuz wurde am 06.09.1996 auf die Kirchturmspitze gesetzt. In dieser Turmspitze befinden sich Bilder und Dokumente der Kirchengeschichte. Die erste Besichtigung durch die Öffentlichkeit konnte am Tag des offenen Denkmals am 08.09.1996 durchgeführt werden. Im November des gleichen Jahres wurde die neue Orgel, welche ursprünglich in einer Dessau Kirche stand, eingebaut. Das Instrument wurde im Jahr 1954 als erstes Werk der Orgelbaufirma Adam aus Halle gebaut. Die erneute Kirchweihe wurde am 07.12.1996 gefeiert. Neben dem Kirchenpräsidenten der Landeskirche Anhalt, Herrn Klassohn, hielt auch die in Horstdorf sehr beliebte Oranienbaumer Pfarrvikarin Rosel Schimkat eine Predigt. Die Übergabe der Winterkirche erfolgt anlässlich einer Adventfeier am 01.12.2001. Im Juni 2001 wurden erstmals nach 3 Jahrzehnten wieder 12 Konfirmanden durch die Pfarrerin Giesela Dittmer konfirmiert und am 07.09.2002 fand die erste Trauung in der neu geweihten Kirche statt. Am 22. Juni 2008 beging die evangelische Kirche zu Horstdorf ein Sommerfest anläßlich des 300 jährigen Bestehens von Horstdorf.
Im Oktober 2009 wurde die Orgel durch Thorsten Zimmermann, Orgelbauer aus Halle, überholt. Es wurden die Pfeifen gereinigt und die Mechanik repariert. Zusätzlich wurde eine Abdeckung angebracht, die das erneute verstauben einschränken soll.

Der Friedhof in Horstdorf
Die Trauerhalle auf dem Friedhof in Horstdorf >

Die Anlage des Friedhofes, der zur damaligen Zeit noch außerhalb des Ortes lag, erfolgte auf einer hochwassergeschützten Sanddüne aus der Eiszeit direkt neben dem ehemaligen Pfarramt. Die Weihe wurde mit der Beerdigung des 18 Monaten alten Sohns von Gottlieb Schierwagen am 15. nach Trinitas im Jahre 1711 vollzogen.

Laut Kunstdenkmalverzeichnis aus dem Jahr 1943 waren auf dem Friedhof 3 auf der Erde liegende Sandsteingrabsteine vorhanden. Zu damaliger Zeit waren 2 Inschriften noch lesbar. Ein verwitterter Grabstein gehörte vermutlich zum Grab des 1776 verstorbenen Johann Mettoff. Die zweite Inschrift enthielt die Daten von Johanna Sophie Linkewitz, welche am 23.01.1720 geboren, am 17.06.1780 verstorben und mit dem am 18.01.1768 verstorbenen Pfarrer Georg Philipp Linkewitz verheiratet war.

Die im Frühjahr 1954 durch Pfarrer Kunz eingeweihte Trauerhalle wurde am 11.10.1953 mit einem Richtfest gerichtet. Die Bauleitung hatte Otto Baumbach übernommen. Nach einem neuen Farbanstrich 1996 erhielt die Trauerhalle März 2001 ein neues Dach.

Bis zur Fertigstellung der Trauerhalle war es üblich, die Toten für 3 Tage zu Hause aufzubahren, wo die Trauergäste am offenen Sarg vom Verstorbenen Abschied nahmen. Im Anschluß wurde der Sarg verschlossen und mit einem Totenwagen in der Begleitung der Trauergäste zur Trauerfeier auf den Friedhof gebracht. Noch bis 1989 war es üblich, dass die Nachbarn der jeweils nächsten 3 Häuser das Grab aushuben, den Sarg trugen und das Grab auch wieder schlossen. Für diesen Dienst wurden die Helfer vom Trauerhaus mit Spirituosen, Essen und Zigaretten versorgt.

Das Grabmal von Pfarrer Lippold auf dem Friedhof in Horstdorf

Noch heute vorhanden ist das Grabmal des Pfarrers Georg Heinrich Christian Lippold (1767 - 1841). Die Inschrift ist nur noch teilweise erhalten, da das Grabmal beschädigt ist:

Hier ruhet ... Gott
Georg
Heinrich Christian
Lippold
Pfarrer zu Horstdorf
und Riesigk
46 Jahre lang
... zu Dessau 23. Juli 1767
... zu Horstdorf 15. Dezember 1841

Er war in der Gemeinde 46 Jahre (1796 - 1841) als Pfarrer tätig und genoss sehr großes Ansehen. Neben seiner Tätigkeit als Pfarrer, in der er 950 Kinder getauft, 300 Paare gertraut und 900 Verstorbene die letzte Ehre erwiesen hat, war er weit über die Landesgrenzen Anhalts als Naturforscher und Autor bekannt.

Das Pfarrhaus zu Horstdorf
Das ehemalige Pfarrhaus in Horstdorf

1753 bezog Pfarrer Naumann als erster selbständiger Pfarrer ein Pfarrhaus neben dem Gottesacker. Es war ein einfacher Fachwerkbau, der nicht direkt an der Straße stand, sondern etwas in den Garten zurückgesetzt. 1827 wurde es repariert und teilweise erneuert. 1878 wurde das zweite Pfarrhaus errichtet, welches sich heute im Privatbesitz befindet. Die Gemeinde musste 6.000 Mark zum Bau beitragen. Nach dem Weggang des letzten ortsansässigen Pfarrers Hartmut Reim im Jahre 1996 wurde das Pfarrhaus saniert und bis Oktober 1999 an Privatpersonen vermietet. Mit der Erlös aus dem Verkauf des Pfarrhauses und anderen Mitteln wurde Ende Juli 2001 die Vergrößerung der Winterkirche und der Beginn der Sanierung der Kirchenfassade finanziert.
Seit 2007 beherbergt das Gebäude, welches seit Mitte 2008 als Einzeldenkmal in die Denkmalliste des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen worden ist, die Pfarrhofalpakas der Familie Pietryas.

Aktuelle Angebote und Besichtigung

Der Kirchenbereich Horstdorf wird derzeit durch den Wörlitzer Pfarrer Thomas Pfennigsdorf betreut. Wer mehr zu den aktuellen Angeboten wissen oder die Kirche einmal besichtigen möchte kann sich an folgende Ansprechpartner wenden:

Gemeindeverwaltung Horstdorf
Dorfstraße 116
06785 Horstdorf
Telefon: 034904-20201
Gemeindekirchenrat Horstdorf
Kontakt über Herrn Kastner
Telefon: 034904-20941
Pfarramt Wörlitz
Kirchgasse 34
06786 Wörlitz
Telefon: 034905-20508